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Schafe im Dienst der Natur

Issehoved lädt mit seiner traumhaften Hügellandschaft zu einer wunderschönen Aussicht ein. Aber diese Aussicht sollten wir nicht als selbstverständlich betrachten. In Dänemark würde ein Großteil unserer offenen Natur im Laufe der Zeit zu Wald werden, wenn nicht der menschliche Einfluss auf die Landschaft existierte. Früher taten wir alles, um mehr von der Landschaft zu kultivieren. Heute geht es bei einem Teil unserer Bemühungen darum, die Natur zu pflegen, die wir durch unsere bisherige Bewirtschaftung geschaffen haben.
Von Thomas Thode, Abteilungsleiter, Naturabteilung und Samsø Naturskole

Vom Wald zum offenen Land
Bevor die Landwirtschaft in unsere Gegend kam, war das Land von Wald bedeckt. Die Steinzeitmenschen nutzten den Wald für Brennholz und Materialien, aber erst mit dem Aufkommen des Ackerbaus begann sich die Landschaft wirklich zu verändern. Wälder wurden gerodet und das Land kultiviert. Mit der zunehmenden Bevölkerung wurden im mer größere Flächen gerodet und „nutzbar gemacht“. Wir kultivierten das beste Land und nutzten das schlechteste für die Bewei dung. Viele der Flächen in den Nordby Bakker gehören zu der letzten Kategorie. Zum einen ist der Boden sandig und nährstoffarm, zum anderen sind die Hügel für den Pflug unzu gänglich. Daher gab es unter anderem auf Issehoved seit vielen Jahren Weidewirtschaft mit Nutztieren. Im Laufe der Zeit, als die Tiere die Fläche beweideten, entstand eine offene Naturart, die als overdrev bezeichnet wird und nur durch menschliche Nutzung existiert. Tat sächlich sind viele der besonders hügeligen Flächen in den Nordby Bakker Weideland die ser Art von Weltklasse und stehen daher un ter Natura-2000-Schutz. Es gibt eine Vielzahl seltener Arten, die speziell an diese offene, nährstoffarme und trockene Umgebung an gepasst sind. An diese Arten sind wiederum andere Arten gebunden, die in einigen Fällen vollkommen abhängig sind von einigen we nigen, seltenen Pflanzenarten. Wenn wir die se Arten als Teil unserer Natur erhalten wol len, müssen wir ihre Lebensräume bewahren. Zurück zur Aussicht über Issehoved: Heu te wird Issehoved als Teil der Landschaftspflege beweidet. Dies hilft, das Wachstum von wild vermehrten Bäumen zu verhindern und schafft Platz für blühende Kräuter. Wer ge nau hinsieht, bemerkt dass es kleine Büsche und Ansammlungen von Sträuchern in den Hügeln und auch ganz unten auf den Flächen nahe am Wasser gibt. Einige dieser Büsche und Sträucher sind hauptsächlich natürlich vorkommenden Arten wie Schlehe, Weißdorn und Eiche, aber ein großer Anteil besteht aus der invasiven Kartoffelrose. Die Kartoffelrose breitet sich entlang unserer Küste aus – auch auf Issehoved. Samsø Kommune und Natur styrelsen haben daher eine Vereinbarung über gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung der Kartoffelrose auf Issehoved getroffen.

Schafe als Taskforce
Die Naturabteilung der Samsø Kommune besitzt eine Herde von Gehörnten Gotland schafen, die zur Landschaftspflege einge setzt werden, unter anderem auf den Inseln im Stavns Fjord. Die Schafe fressen gerne die Kartoffelrose, besonders die jungen Triebe. Daher wird die Beweidung mit maschinellem Mähen kombiniert. Zuerst werden die Rosen mit einer kleinen Maschine gemäht. Wenn die neuen Triebe dann erscheinen, kommen die Schafe und fressen sie. Dadurch werden die großen Energiereserven, die in der Wur zel der Pflanze gespeichert sind, erschöpft. Schließlich stirbt die Pflanze ab. Die Kartoffelrose ist aber nicht die einzige Leibspeise der Schafe. Sie fressen auch ger ne Blumen. Daher kann die Schafbeweidung über einen längeren Zeitraum tatsächlich die Artenvielfalt der Flora verringern. Die Bekämpfung der Kartoffelrose ist daher als intensive und zeitlich begrenzte Maßnahme vereinbart. Wenn die Maßnahme abgeschlos sen ist, werden die Schafe umgezogen. Es wird dann immer noch jede menge Samen im Boden geben, die dafür sorgen, dass die be sondere Flora von Issehoved erhalten bleibt. Im Laufe einiger Jahre wird die Kartoffel rose auf den Flächen bei Issehoved weitge hend verschwunden sein, und die einhei mische Flora wird das Gebiet dominieren können.

GOTLANDSCHAFE
Das Gehörnte Gotlandschaf ist eine alte nordische Schafrasse, die von der schwedischen Insel Gotland stammt. Sie ist bekannt für ihre Robustheit und ihre Fähig keit, in rauen Umgebungen zu überleben. Gehörnte Gotlandschafe haben charakte ristische Hörner und ein dichtes, wolliges Fell, das sie vor Kälte schützt. Auf Samsø werden die Schafe zur Natur pflege eingesetzt, wo sie helfen, die Landschaft offen zu halten, indem sie in Naturgebieten wie dem Stavns Fjord und den Nordby Bakker weiden. Dies trägt dazu bei, die Biodiversität zu erhalten und das Zuwachsen der Gebiete zu verhindern. Gehörnte Gotlandschafe sind auch wegen ihres Fleisches und ihrer Felle beliebt, die von lokalen Tierhaltern verkauft werden. Ihre Präsenz auf Samsø ist ein gutes Bei spiel dafür, wie alte Haustierrassen eine wichtige Rolle in der modernen Naturver waltung spielen können.
DIE KARTOFFELROSE
Die Kartoffelrose (Rosa rugosa) ist eine invasive Pflanzenart in Dänemark. Sie stammt ursprünglich aus Nordostasien und wurde um 1800 als Zierpflanze nach Europa eingeführt. Die Kartoffelrose ist sehr robust und kann in rauen Küstenumge bungen gedeihen, wo sie oft die natürliche Vegetation verdrängt. Die Pflanze bildet dichte Büsche, die bis zu 2 Meter hoch werden können, und ihre gro ßen, fleischigen Hagebutten enthalten viele Samen, die sowohl durch Tiere als auch Wasser effektiv verbreitet werden. Die Kartoffelrose stellt eine Bedrohung für die Biodiversität dar, da sie einheimische Arten verdrängt und die Struktur des Ökosystems verändern kann.

INVASIVE ARTEN
Invasive Arten sind Organismen, die nicht natürlich in ein bestimmtes Ökosystem gehören, sondern dort eingeführt wurden. Dies können Pflanzen, Tiere, Pilze oder Mikroorganismen sein. Wenn sie sich in der neuen Umgebung etablieren, können sie erheblichen Schaden anrichten.