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Ganz Dänemark war im Gespräch, aber Samsø hatte gewonnen

Drei Freundinnen aus der jütischen Stadt Herning hatten sich für Samsø entschieden, als sie ihre Freundschaft stärken und eigene Grenzen bei einer Wanderung und Übernachtungen im Freien ausloten wollten.

Von Allan Priess Poulsen

Was tut man, wenn neue Ausbildungen anstehen und man befürchtet, dass das Studentenleben die gute Beziehungen zu den Sandkastenfreundinnen einschränken wird? Für Alberte Bonnerup, Emilie Thybo Nørager und Rikke Nielsen war eine Woche Urlaub auf Samsø die Antwort. Wohlgemerkt bei einer Wanderung, bei der Erlebnisse in der Natur, tiefsinnige Gespräche, Übernachtungen im Freien und jede Menge Zeit füreinander im Mittelpunkt stehen.

„Wir hatten Ziele in ganz Dänemark ins Auge gefasst, aber Samsø hat gewonnen. Wir hatten Westjütland, Ebeltoft, die Inseln Møn und Bornholm und den Wanderweg „Gendarmenpfad“ in Erwägung gezogen. Alle sind sehr schöne Ecken, aber weil Rikke und ich in Aarhus leben und Alberte in Kopenhagen wohnt, war es am einfachsten, sich in der Mitte zu treffen. Niemand von uns hat eine besondere Beziehung zu Samsø, aber wir haben nur Gutes gehört. Außerdem ist es hier sehr schön und die Insel ist von Seeland und Jütland aus gut zu erreichen“, erklärt die 24-jährige Emilie.

Der Plan ist: es gibt keinen Plan
Wir haben die drei Freundinnen mit einer gemeinsamen Vergangenheit in der Stadt Herning an ihrem dritten Tag auf Samsø getroffen. Der Aufenthalt fand im August 2023 statt, als weite Teile Dänemarks von einem gewaltigen Wind gelähmt waren, der an einigen Orten sehr stürmisch war. Das Unwetter forderte die wandernden Freundinnen auch etwas heraus; sie ließen sich von der Wettersituation jedoch nicht aus der Ruhe bringen. „Zeitweise war es gestern so windig, dass wir beim Wandern unser eigenes Wort nicht hören konnten. Aber es war trotzdem sehr schön. Wir haben uns für den Shelterplatz in Nordby entschieden, wo wir über dem Sturmkocher gekocht, Yatzy gespielt und uns ein wenig barrikadiert hatten, während der Wind an den Bäumen vor dem Shelter zerrte. Neulich hatten wir auch einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachtet und waren uns einig, dass es hier so viel besser ist als in einem Ferienhaus irgendwo in Dänemark. Hier erleben wir die Dinge ganz anders und sind auf eine andere Art zusammen“, so die 22-jährige Rikke.

„Wir hätten es uns einfacher machen können, indem wir einige Strecken mit dem Bus zurückgelegt hätten, aber das wollten wir eigentlich nicht. Wenn man wandert, ist es nebensächlich, ob das Wetter etwas aus der Reihe tanzt. Bei einer Wanderung geht es ja darum, in die Natur hinauszukommen, einfach zu leben und nur anwesend zu sein. Der Plan ist, dass es keinen Plan gibt, und das passt uns allen gut“, ergänzt sie.

Zeit und keine Ablenkung schaffen tiefsinnige Gespräche
Die Freundinnen wollten vor dem Studienbeginn in Aarhus und Kopenhagen ihre Freundschaft verfestigen und eigene körperliche Grenzen austesten. Darüber hinaus haben sie alle festgestellt, dass Gespräche tendenziell tiefsinniger und intimer werden, wenn sie in der Natur bei einer Wanderung im langsamen Tempo stattfinden.

„Emilie und ich sind viel im Ausland gereist und haben viel wunderbare Natur erlebt. Aber eine Tour wie diese, die wir gerade unternehmen, erinnert uns daran, dass wir in Dänemark mindestens genauso viel schöne Natur haben. Man muss nicht in die weite Welt reisen, um großartige Erlebnisse zu finden. Darüber hinaus haben wir alle drei im Alltag viel zu tun, aber hier können wir einige Gänge runterschalten und haben nichts vor, außer uns zu unterhalten und beim Wandern ein wenig zu singen. Wir können immer tiefsinnige Gespräche miteinander führen, aber wenn man draußen in der Natur ist, kann man noch tiefer in die Themen einsteigen. Wir reden hier definitiv über Dinge, die zuhause im Alltag nicht zur Sprache kommen“, so die 24-jährige Alberte.

Außer den einfachen Bedingungen auf dem Zeltplatz am Nordbyer Strand und ausgedehnten Wanderungen standen bei der Tour de Samsø der Freundinnen auch ein Aufenthalt bei Sælvigbugtens Camping, im Urlaubszentrum Oasen, in den Samsø Shelters und bei Ballen Strandcamping auf dem Programm. Somit kamen sie doch zu weichen Betten, leckeren Fischgerichten und ungestörtem Schlaf.